Verbrauchsbasierter Energieausweis
  • Projektbericht zur Entwicklung eines Energie-Ausweises im Betriebskosten-Benchmarking entspr. der Geislinger Konvention


    Stand 10.01.2006 (aktualisiert 26.04.2007)


Arbeitskopie eines Test-Ausweises im WohnCom-Benchmarking-System


Aufgabenstellung

Im Zusammenhang mit dem Betriebskosten-Benchmarking nach der Geislinger Konvention sollte für die Wohnungswirtschaft nach einer Möglichkeit gesucht werden, die Verbrauchsdaten ebenso wie die Kostendaten auszuwerten und die Funktionen des verbrauchsbasierten Energie-Ausweises in das Benchmarking-Konzept zu integrieren. Dabei waren folgende Aspekte zu realisieren:

  • Das Energiemanagement (EnEV) sollte den Schwerpunkt des Konzeptes bilden.

  • Der Internet-Zugriff sollte auf einfachste Weise für jeden Sachbearbeiter möglich sein.

  • Die Daten sollten absolut konsistent mit den Benchmarking-Daten sein.

  • Die Inhalte des Ausweises müssen losgelöst vom Layout sein (Anpassungsfähigkeit).

  • Soweit nötig und möglich sollten Zusatz-Informationen zum Gebäude aktualisierbar sein.

  • Jeder einzelne Ausweis soll zum Zeitpunkt des Ausdruckes archiviert werden.

Dazu kam, daß über lange Zeit keine Klarheit über die Muß- und die Kann-Kriterien der Inhalte herrschte und daher sehr viel Flexibilität erforderlich war.


Lösungsansätze:

Die Daten für den verbrauchsbezogenen Energie-Ausweis im Benchmarking-System der WohnCom stammen zum größten Teil aus der Datenverarbeitung der teilnehmeden Wohnungsunternehmen (Ordnungsbegriffe, Gebäudezuordnung, Flächen, Energieträger.....). Die Daten der Anlagen-Verbräuche wurden uns entweder vom Wohnungsunternehmen oder von den Meßdiensten (E-Sätze) im Auftrag der WU geliefert.

Zusatz-Informationen, wie z.B. Baujahr, Sanierungszustände u.ä. können, wenn nicht bereits vorhanden, während der Sitzung aktualisiert werden. Dazu wird ein vorhandenes Teilmodul des Benchmarkings (Stammdatenbank / infos) verwendet.

Klima-Korrekturfaktoren und EnEV-Referenzwerte werden in zentralen Tabellen im Benchmarking-System vorgehalten.


Die Berechnung des Heiz-Kennwertes einer jeden Anlage erfolgt zum Zeitpunkt des Abrufes des Ausweis-Formulares nach folgender Formel:

(Verbrauch in kWh / Wohn- bzw. Nutzfläche) * Klimakorrekturfaktor = Heizkennwert

Im derzeitigen Entwicklungsstand werden der Heizkennwert in numerischer Form und die Positionierung dieses Wertes auf einem Verlaufsband ("Bandtacho") mit der Skalierung 0 bis 400 in der Einheit kWh sowie der Referenzwert nach EnEV angezeigt. Die von der Verordnung geforderte Auflistung der Verbräuche der letzten drei Jahre und Bildung eines Mittelwertes stellt kein Problem dar, weil (wenn) die Daten im Benchmarking verfügbar sind.

Das Layout des Ausweises ließ sich (entsprechend der abschließenden Verordnungslage) nahezu unbegrenzt verändern, erweitern oder kürzen. Derzeit wird die Seite 3 (gem. Verordnung) als Leerseite ausgegeben, da die Infos zum "Bedarfspass" nicht relevant sind.

In der vorliegenden Variante haben wir auch ein Logo des Wohnungsunternehmens sowie einen abschließenden Standard-Text (Öffnungsklausel oder Zusatzhinweise) vorgesehen, die als Option hinzugeschaltet werden können.

Energiemanagement-Funktionen:

Der Vorteil des Benchmarking-basierten Energie-Ausweises sollte aber in erster Linie in den zusätzlichen Auswertungsoptionen und der inhaltlichen Einbindung in das Energie-Management / Energie-Controlling liegen. Daher haben wir bislang realisiert:

  • Einen Online-Vergleich mit allen Objekten gleicher Kategorie (Häufigkeitsverteilung / Histogramm)

  • Ein EnEV-Ranking für eine schnelle Anzeige aller eigenen Objekte mit Abweichung vom Referenzwert

  • Den CO2-Monitor für alle Objekte und Zusammenfassung auf Mandanten-Ebene (i.d.R. das Wohnungsunternehmen)

  • Historische Auswertung des einzelnen Objektes (Verbrauch vergangener Jahre)

  • Verzweigung zu den gespeicherten (durchgeführten) Maßnahmen im betreffenden Objekt


Implementierung in den wohnungswirtschaftlichen Verwaltungs-Prozess:

Der Energie-Ausweis im Benchmarking der WohnCom ist stark auf die Bedürfnisse der Verwalter von Wohnungsbeständen ausgerichtet. Daher wurde großer Wert auf die Implementierung in die Prozesse der Informationsverarbeitung gelegt.

Jeder berechtigte Sachbearbeiter kann zu jedem Zeitpunkt über einen normalen Internet-Zugang auf seine Objekt-Bestände zugreifen und ein einzelnes Objekt auswählen sowie den Energie-Ausweis abrufen.

Dazu wird der Zugang zum Maßnahmen-Paket (Modul "infos") gewählt und zunächst eine Maske mit allen verfügbaren Informationen zum Energie-Ausweis angezeigt. In dieser können Informationen vorab gesichtet, ergänzt oder ausgeschlossen werden.

Auf der internet-Maske wurde ein Schalter "Druckvorschau" plaziert, durch den die aktualisierten Informationen an eine PDF-Datei (im Layout des Ausweises) auf dem lokalen Rechner übergeben werden und dann zum Ausdruck über einen beliebigen Drucker zur Verfügung stehen.

Zusätzliche Funktionen / Erweiterungen

Es ist davon auszugehen, daß sich durch Erfahrungsgewinn in der nächsten Zukunft der Ausweis weiter entwickeln wird. Insbesondere der Aspekt der Integration in das Energie-Management professioneller und semi-professioneller Verwalter wird sicher in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen.

Was in der derzeitigen politischen Diskussion - gewollt oder ungewollt - übersehen wird, ist aus der Sicht von WohnCom, daß "der Verbraucher" primär wissen will, "...was es kostet..." und nur sekundär über den Energie-Verbrauch informiert sein will. Zumal der übergroße Teil der Bevölkerung keinerlei physikalische (bzw. energetische) Grundkenntnisse mitbringt.

Daher können / wollen wir jetzt schon den Aspekt eines Kostenvergleiches anbieten und den Verwaltern - und somit auch dem Empfänger des Ausweises - auf freiwilliger Basis die eigentlich wichtige Information liefern. Hier wird abermals eine Stärke der Integration in das Betriebskosten-Benchmarking nach der Geislinger Konvention deutlich.

Folgende Zusatz-Optionen stehen derzeit zur Verfügung:

  • Ansehen und Aktualisieren von Zusatz- und Hintergrund-Informationen

  • Optional Einblendung der Heizkosten mit Abweichungs-Info (Benchmark)

  • Ein- und Ausblenden eines Logos und des Gebäude-Fotos

  • Optionale Angabe der CO2-Emission

  • Einblendung frei definierter Stadard-Texte

  • Anzeige durchgeführter Maßnahmen zur energetischen Verbesserung

  • Ausgabe des Bedarfs-basierten Ausweises (soweit vorhanden)

Abschließende Bemerkungen

Unseres Erachtens kommt es beim Energie-Ausweis nicht auf die "Wahrheit" eines bedarfs- oder eines verbrauchsbasierten Ausweises an sondern vielmehr darauf, wie es überhaupt gelingt, "irgendeinen" Ausweis für Verbesserungsprozesse zu nutzen. Da Energieeinsparung und somit Kostensenkung - entgegen manch verkürzter Darstellung - auch und gerade im Interesse der Vermieter liegen, die dadurch bessere Kaltmieten generieren können, wird sicher bald Ernüchterung eintreten. Wir haben hierzu unseren Beitrag mit einem Integrationskonzept (Stichwort: Energie-Controlling) geleistet.

WohnCom hat bereits am Anfang dieser Entwicklung die Meßdienste (Heizkostenabrechnungs-Firmen) aufgefordert, eine solche Idee zu unterstützen, was diese großzügig abgelehnt haben. Wir stellen uns nun dem Wettbewerb zwischen Papier und Prozess-Integration.

==> Häufige Fragen (FAQs)

Reinhard Z e h l


Stand: 05.08.2006